fremd und selbst

„Selbst- und Fremdbezeichnungen gehören zum täglichen Umgang der Menschen. In ihnen artikuliert sich die Identität einer Person und ihre Beziehungen zu anderen Personen. Dabei kann im Gebrauch der Ausdrücke Übereinstimmung herrschen, oder jeder verwendet für sein Gegenüber einen anderen Ausdruck, als dieser für sich selbst benutzt. So ist es ein Unterschied, ob gegenseitig anerkannte Namen – Hans und Liese – ausgesprochen werden oder ob sie durch Schimpfnamen verdrängt werden. […] Im einen Fall stimmen die Selbst. bzw. Fremdbezeichnungen der jeweiligen Personen überein, im anderen Fall treten Selbst- und Fremdbezeichnung derselben Person auseinander. Im einen Fall ist die gegenseitige Anerkennung sprachlich impliziert, im anderen fließt eine abschätzige Bedeutung in die Bezeichnung ein, so dass die Gegenseite sich wohl angesprochen, aber nicht anerkannt finden kann.“

[Reinhard Koselleck: Zur historisch-politischen Semantik asymetrischer Gegenbegriffe in „Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten“, Frankfurt/M., 1979, S. 211]